Barockschloss Ludwigslust - Versailles des Nordens
Etwa 30 Kilometer südlich von Mecklenburg-Vorpommerns
Landeshauptstadt Schwerin liegt, nahe des von der A24 und A14 gebildeten
Autobahndreiecks Schwerin, die Kleinstadt Ludwigslust. Hinter
dem häufig verwendeten Namenszusatz Versailles des Nordens
verbirgt sich die Tatsache, dass in ihr eine imposante barocke Schlossanlage
beheimatet ist, die in enger Verbindung zur Gestaltung der Stadt
steht.
Der Besucher von Ludwigslust gelangt zu ihr, wenn er ausgehend von
dem im Stadtzentrum gelegenen Alexandrinenplatz mit dem Standbild
der Reitenden Alexandrine, der Schlossstraße in westlicher
Richtung folgt. Dabei kann er die hinter einer Lindenallee symmetrisch
angeordneten roten Backsteinhäuser mit ihren Balkonen und den
von Wein oder Rosen berankten Fassaden bewundern.
Hinter dem Schlossplatz und der blauen Wasserfläche eines Bassins
erhebt sich dann das Barockschloss Ludwigslust als Mittelpunkt
einer vollständig erhaltenen barocken Anlage, in die faktisch
die ganze Stadt eingebunden ist.
Anfang des 18. Jahrhunderts befand sich hier ein
herzogliches Jagdhaus, das zwischen 1772 und 1776 um ein Residenzschloss
erweitert wurde. Nur wenige Jahre vorher war die dem Schloss gegenüber
stehende Hofkirche erbaut worden, die durch ihren mit Säulen
verdeckten Eingang, ein riesiges Gemälde im Altarraum und den
separat stehenden Glockenturm besonders auffällt.
Erbaut wurde das viergeschossige Schloss aus Backstein, der mit
Sandstein verblendet wurde. 40 Sandsteinfiguren verzieren im Verein
mit Vasen die Attika.
Das Schloss diente den Herzögen von Mecklenburg-Schwerin bis
zu ihrer Rückkehr nach Schwerin im Jahre 1837 als Residenzschloss.
Prunkstück der Inneneinrichtung ist der Goldene Saal, dessen
massiv erscheinende Dekoration überwiegend aus vergoldeter
Papiermaché besteht. Prunkräume wie das Jagdzimmer und
das Miniaturenkabinett waren mit hervorragenden Sammlungen von Gemälden,
Möbeln und Miniaturen des 18. Jahrhunderts ausgestattet.
Der Hofstaat jener Zeit war in den um den Schlossplatz befindlichen
kleinen Palais untergebracht.
Eine zusätzliche Sehenswürdigkeit stellt
der etwa 120 Hektar große barocke Schlosspark dar,
der mit Wasserspielen, Skulpturen, mehreren Denkmalen, der künstlichen
Ruine einer Grotte, dem Louisen- und Helenen-Paulownen-Mausoleum
und der zweitältesten katholischen Kirche des Bundeslandes,
der im neugotischen Stil errichteten St. Helena Kirche aufwartet.
Interessant ist, dass das für die Wasserspiele und eine vor
dem Schloss platzierte Kaskade benötigte Wasser über einen
28 Kilometer langen Kanal heran geleitet wird.
Mitte des 19. Jahrhunderts war es der Gartenarchitekt Lenné,
der die Anlage in einen Landschaftspark mit seltenen Gehölzen
umwandelte, der heute als größter seiner Art in Mecklenburg-Vorpommern
gilt.
Das Barockschloss Ludwigslust ist heute
ein Standort des Staatlichen Museums Schwerin. In den meist prächtigen
Räumen der ersten Etage des Schlosses werden Zeugnisse der
höfischen Kunst und Wohnkultur des 18. und des frühen
19. Jahrhunderts präsentiert. Beim Gang über das wunderschöne
Parkett sind Möbel und Einrichtungsgegenstände aus dieser
Zeit ebenso zu betrachten wie Jagd- und Prunkwaffen, Gemälde,
protzige Kronleuchter oder filigrane Skulpturen aus Kork.
Einige Räume im Erdgeschoss stehen für wechselnde Sonderausstellungen
zur Verfügung und ein schön gestaltetes Café
gibt den Blick in den herrlichen Schlosspark frei.
Erwähnung verdienen unbedingt noch die zahlreichen im Schloss
Ludwigslust stattfindenden museumspädagogischen Veranstaltungen
und die im Sommerhalbjahr überwiegend im Goldenen Saal stattfindenden
Schlosskonzerte oder literarisch-musikalischen Programme, die in
dieser wunderschönen Umgebung zu einem Erlebnis der besonderen
Art werden.